Montag, 5. Juli 2010

Fernsehkonsum

Erwartet hatte ich, ein freudestrahlendes Kind am Busbahnhof abzuholen. Erwartet hat mich ein etwas bedröppelt schauendes Mäuschen. Ein bisschen Heimweh habe sie gehabt und außerdem ein verdrehtes Knie vom Trampolin springen. Alles sei so toll gewesen, sogar Fußball habe sie geguckt. Das Spiel wäre toll gewesen und Deutschland hätte so ungefähr 3:0 gewonnen oder so, ach ja und ein Tor hat sogar ein Abwehrspieler gemacht (nicht das wirklich erklären könnte, was ein Abwehrspieler wäre). Ganz viel haben sie gesungen und sogar eine Wasserschlacht mit Wasserbomben habe stattgefunden. Das Essen war total lecker. Die Mitternachtsparty hätten sie leider nicht geschafft, weil sie irgendwie eingeschlafen wären (mit Schokolade und Ma.om-Kr.achern unterm Kopfkissen - aber das war zum Glück in der zweiten Nacht!) und erst morgens wieder aufgewacht wären. Alles also herrlich und nochmal will sie in jedem Fall hinfahren und bald hoffentlich. Warum also dieses bedröppelte Gesicht, frage ich. Nun ja, ein bisschen Heimweh habe sie gehabt, weil sie am zweiten Abend einen ganz unheimlichen Film geguckt haben. Ein unheimlicher Film in einer Jugendherberge mit 28 Mädels in JM´s Alter? Mhhh... Aus dem Titel den JM mir nennt werde ich nicht schlau, aber die Chorleiterin hilft mir auf die Sprünge. Chipmunks! Da dämmert was, dass war doch so eine dämliche Cartoon-Serie aus den 80ern und die komischen Otten Hörnchen  hatte extrem nervige Piepsstimmen. Ja und zwar den zweiten Teil, ergänzt JM. Vermutlich hätte sie ihn nämlich deshalb so unheimlich gefunden, weil sie auch den ersten Teil nicht gesehen hat. Alles was sie mir später von der "unheimlichen Handlung" erzählt, erinnert mich an Tom und Jerry. Aber es ist wie schon so oft. Real Verfilmung mit animierten Streifenhörnchen und offensichtlich liegt genau hier der Hase im Pfeffer - sozusagen. Fernsehtechnisch ist JM offensichtlich ungebildet. Was ich natürlich nicht grundsätzlich negativ finde. Als pädagogisch wertvollen Film würde ich die Chipmunks jetzt nicht gerade einstufen. Trotzdem ist es ja nicht so, dass ich das Fernsehen verteufel oder verbiete oder wir beschlossen haben sie ohne Fernsehen aufwachsen zu lassen. Viel mehr ist es so, dass der Alltagsablauf einen regelmäßigen Fernsehkonsum gar nicht zu läßt und sie es offensichtlich auch gar nicht vermisst. In der Regel wird am Sonntag Die Sendung mit der Maus und Das Sonntagsmärchen geschaut, wenn es passt und wenn es nicht passt, dann halt nicht. Was also das laufende Kinderfernsehprogramm angeht, sind wir raus. Wenn die meisten ihrer Schulfreundinnen ins Freundebuch schreiben, dass sie Hanna Montana toll finden, hat JM irgendwann mal einen kurzen Ausschnitt gesehen und es für "Doof" befunden - was ich übrigens auch nicht sooo schlimm finde. Wenn sie dann doch mal zwischendurch fernsieht, entscheidet sie meist, dass sie lieber eine DVD gucken möchte, weil sie mit dem aktuellen Programm nichts anfangen kann. Tja und bei den DVD´s liebt sie es alte Serien zu sehen, die ich auch schon toll fand. Zum Geburtstag gabe es Die Tintenfische aus dem zweiten Stock und Luzie der Schrecken der Straße von meinen Cousinen (winke winke und liebe Grüße!!!), Serien aus meiner Kindheit und JM liebt sie. Vor kurzem wurden auf S.uper R.TL die Folgen der einzig echten Fünf Freunde Serie von 1978 gezeigt, die musste ich aufnehmen, schon alleine weil ich sie das letzte Mal als Kind gesehen habe. JM liebt sie. Sie wünscht sich eine Pan Tau DVD (ich auch!). So kommt sie vielleicht auf einen durchschnittlichen Fernsehkonsum von 4,5 Stunden pro Monat (jetzt im Sommer wohl noch deutlich weniger). Was zum einen zeigt, dass sie andere Interessen und zum anderen wenig unausgefüllte Zeit hat. Führt aber auch dazu, dass sie in Real Verfilmungen schlecht zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden kann, etwas, was ich auch schon früher immer wieder festgestellt habe.

Jetzt habe ich mir den Trailer (unten) angesehen und weiß genau, an welchen Stellen JM den Film als "unheimlich" bezeichnen würde. Vermutlich gab es davon noch ein paar mehr. Ich finde es nicht schlimm, dass sie solche Filme nicht toll findet, denn wie gesagt, so unbedingt pädagogisch wertvoll... Aber auch darauf lege ich nicht unbedingt so viel wert, eigentlich. Meist kommt schon von ihr selber der Satz, dass was da liefe wäre total doof, ob sie etwas anderes gucken könne. Das wiederum ist vermutlich schon darauf zurück zu führen, dass ich sie früher immer nur ausgewählte Dinge und lieber DVD´s habe gucken lassen. Trotzdem, sie scheint offentlichsich eines von sehr wenigen Kindern zu sein, denen es so geht. Aber wann in aller Welt, gucken all die Kinder Fernsehen, die wie JM von 8:00 bis 17:00 Uhr in der Schule sind?

 

Unheimlich ist übrigens das falsche Wort, auch wenn sie es selbst benutzt. Wenn der Mann (ich habe ohne Ton geguckt, da ich fürchte, dass die Piepsstimmen geblieben sind) durch die Luft fliegt und im Krankenhaus schwer bandagiert in einem Bett wieder aufwacht, ist das nicht unheimlich, aber gefährlich. Ihm geht es schlecht und hat vermutlich Schmerzen. Also passt unheimlich nicht so wirklich, aber als Mommy weiß ich schon, was sie meint.

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