Enttäuscht wäre zu hoch gegriffen, ernüchtert trifft es eher. Nicht nur räumliche Entfernung entfernt. Ich hatte andere Vorstellungen im Vorfeld, habe mit etwas anderem gerechnet. Und das nicht nur, weil ich es mir gewünscht hätte, sondern auch, weil etwas anderes angekündigt wurde. Jeder lebt halt sein Leben, jeder eben seines, mit seinen Sichtweisen und seinen Einstellungen und daran gibt es nichts zu rütteln, daran muss auch gar nicht gerüttelt werden. Für mich - und bitte ausschließlich für mich - war die letzte Woche eine kleine Reise in meine Kindheit und ich fühle mich in vielem zurückversetzt in meine Gefühle von damals. Das muss niemand falsch verstehen, es war trotzdem schön und ich habe es genossen wichtige Menschen für kurze Zeit nah bei mir zu haben. Meine Erwartungen waren deutlich zu hoch, das weiß ich jetzt und habe es eigentlich auch schon vorher gewusst und mir trotzdem etwas anderes erhofft. Ich mache keine Vorwürfe, ich habe verstanden, dass das Leben so weit entfernt anders abläuft, dass man, wenn man so lange so weit weg ist und keinen persönlichen Kontakt hat, sich mit sich und seinen Herausforderungen und Problemen beschäftigt, dass man sich selbst zu zweit genügt, dass man nicht mit dem Vorsatz herkam eine entspannte Zeit hier zu verbringen. Das ist alles okay, nachvollziehbar, gegönnt - von ganzem Herzen und von mir. Aber eben nicht von einem sechsjährigen Kind, das am Ende dann eben doch sagt: Mommy, ich dachte sie wären wegen mir gekommen! Und ich kann nur sagen, ja, das dachte ich eigentlich auch und das hatte ich auch so verstanden als gesagt wurde, ich bräuchte mir doch eigentlich nicht mal Urlaub in der Woche nehmen. Es ist wie es ist, aber zu einer nachhaltigeren Bindung, bei der doch eigentlich der Wunsch bestand diese auszubauen, damit die Ferien mit einem Auslandsbesuch bedacht werden könnten, hat die letzte Woche sicherlich nicht geführt. Für mich ist es wie ein Dejavu zu sehen, wie meine Tochter sich an die letzte Stelle der Prioritätenliste gesetzt fühlt, an der auch ich mich als Kind gefühlsmäßig so oft befand. Ich habe längst verstanden, dass sie da nur von ihrem Gefühl her ist und nicht bewusst dorthin gesetzt wurde, das war auch schon bei mir so und es mag für alles seine Gründe, Begründungen, gerechtfertigten Erklärungen geben. Aber ich weiß ganz genau wie es sich anfühlt und ich werde für die Zukunft in jedem Fall verhindern, dass sie so hohe, so freudige Erwartungen aufbaut um dann am Ende nicht so sehr enttäuscht zu sein. Sie fand es auch schön, das hat sie gesagt, sich zu sehen, aber sie hätte sich nur ein kleines bisschen Zeit nur für sich gewünscht. Nur ein paar Stunden totale Aufmerksamkeit und die gab es eben ganz und gar nicht. Und das, obwohl sie gedacht hat - weil ihr das suggeriert wurde, weil es ihr Anlass war, ja, weil auch ich das so vorausgesetzt habe - dass sie DER wichtigste Grund war, warum man den weiten Weg überhaupt angetreten ist. Ich betone es noch mal, das ist meine Sicht der Dinge und ich erwarte von niemandem, dass er das eben so sieht wie ich und ich verstehe die Beweggründe teilweise, aber nicht wirklich vollständig und wahrscheinlich werde ich das auch nie können. Weil mein Leben, meine Vorstellungen eben meine sind und sich somit sicherlich von anderen unterscheiden.
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