Samstag, 19. Juli 2008

Ein bestimmter Tonfall oder der Ton macht die Musik

OJ und ich sitzen beim Abendessen als das Telefon klingelt. Ich gehe ran und führe ein kurzes Gespräch. Als ich OJ sagen will wer das war winkt er ab. "Das habe ich schon an Deinem Tonfall gehört."

Bang… Déjà-vu… Im Büro, ich telefoniere, meine Lieblingskollegin I. kommt rein. Ich beende kurz danach das Gespräch.
I: "War das…?"
ich: "Ja, woher weißt Du das?"
I: "Das hört man sofort an Deinem Tonfall."

I. hört es, OJ hört es, vermutlich hört es jeder außer mir. Das wirft für mich nicht die Frage auf warum das so ist, denn die Erörterung des "Warum" würde viele viele geschriebene Wörter in Anspruch nehmen und wäre nur eine Erklärung, die für mich zwar sehr vielschichtig, aber auch nicht wirklich verwunderlich ist. Es ist eher so, dass alleine die Tatsache, dass ich diese Tonfalländerung nicht bemerke in mir die Frage aufwirft, ob ich daran arbeiten sollte, dass es nicht so ist.

Ich habe mich bewusst dazu entschieden den Kontakt nicht vollständig abzubrechen, nicht nur wegen mir, sondern auch wegen JM, weil ich möchte, dass sie diese besondere Situation irgendwann einmal verstehen kann und ich glaube, das kann sie nur, wenn sie die Möglichkeit bekommt beide Seiten kennenzulernen. Aber für mich ist das ein sehr zweischneidiges Verhältnis. Auf der einen Seite merke ich, dass vom Gegenüber nicht viel zurück kommt, das ist nichts neues und vermutlich habe ich mich daran gewöhnt, soweit das möglich ist. Auf der anderen Seite habe ich mich ganz bewusst dazu entschieden nicht alle Verbindungen zu kappen und das obwohl ich weiß, dass ich mich damit bewusst für eine andauernde Konfrontation entschieden habe, weil alles was passiert ist nie geklärt wurde. Alles was passiert ist, ist wohl auch der Grund für meine Tonfallveränderung im Gespräch mit dieser Person, keine Frage. Also stelle ich mir jetzt die Frage ob meine Entscheidung in Bezug auf diese Person richtig war oder ob ich unterbewusst vielleicht immer noch die Hoffnung hege, dass sich die Situation ändert. Bewusst weiß ich für mich längst, dass es keine Änderung der Situation geben wird, denn das würde voraussetzen, dass mein Gegenüber sich selber Fehler eingestehen könnte und das ist ebenso wahrscheinlich wie die Tatsache, dass ich vom Empire State Building springen und dann auch noch fliegen könnte.

Also stelle ich mir nicht die Frage, warum meine Stimme bzw. mein Tonfall sich im Gespräch - und vermutlich wird es ja nicht nur bei Telefongesprächen so sein - verändert, sondern es stellt sich eher die Herausforderung das zu wissen und zu versuchen darüber zu reflektieren, was das für die Zukunft heißt. Das es keinen Kontaktabbruch geben wird, habe ich ja bereits beschlossen, auch wenn dieses Kontakthalten mit bestimmten Handlungsweisen einhergeht, die anders sind als mit anderen Personen und die auch unumstößlich so bleiben werden, beispielsweise die Tatsache, dass diese Person niemals als Babysitter für JM einspringen wird oder Aktivitäten alleine mit ihr durchführen wird, solange sie noch so beeinflussbar ist aus eben genau diesem Grund.

Aber muss ich mir Gedanken darum machen, ob es okay ist, wenn ich mit einem anderen Tonfall spreche? Kann ich für mich beschließen, dass es für mich okay ist, wenn es so ist? Wenn sich die Frage nach dem "Warum" nicht stellt, kann ich dann für mich mit der Ist-Situation leben?

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