Donnerstag, 8. Juli 2010

Engel und Teufel im Duell

Gut wenn der Tag schon entspannt anfängt. Tochterkind hilft mir brav den Müll in die Mülltonne zu befördern und bekommt plötzlich einen hysterischen Anfall, weil ich vergessen hatte, dass ich neulich etwas weggeschmissen habe, was unter normalen Umständen nicht mal aufgefallen wäre, aber da sie es gesehen hat natürlich schon. Eine Anziehpuppe, die in irgendeinem überteuerten Kinderheft war, vor einem gefühlten Jahr liebevoll ausgeschnitten wurde, mit der sogar mindestens zwei Mal gespielt wurde, die aber schon seit Monaten in irgendeiner Krempelecke vor sich hin staubte und deren Existenz vermutlich längst aus dem siebenjährigen Gehirn gelöscht und von wichtigeren Dingen überlagert wurde. Außerdem noch diverse in der gleichen Zeit ausgeschnittene und bemalte Papierherzchen und Sterne.

JM ist extrem kreativ, malt, bastelt, schnipselt was das Zeug hält und natürlich werfe ich nicht alle ihre Kunstwerke rigoros in die Mülltonne, aber alles kann einfach auch nicht aufbewahrt werden. Mittlerweile gibt es diverse Ordner im Wohnzimmerschrank mit den schönsten gesammelten Werken, aus dem Kindergarten, der Schule und von einfach so.

Heute war es dann eben diese blöde Anziehpuppe, die sie plötzlich doch so lieb hatte und für die so viel Zeit zum Ausschneiden investiert hat und diese Herzchen und Sternchen sollten eigentlich doch ein ganz großes Projekt werden, zu dem sie bislang noch nicht kam, weil sie immer unterbrochen wurde (O-Ton). Herzzerreißendes Geschluchtze, böse Blicke für die Mommy, weil diese sich beharrlich weigerte das ganze Zeug wieder aus der Mülltonne zu fischen, verbunden mit den Worten, ich hätte sie gar nicht mehr lieb, weil ich gar nicht erkennen würde, wieviel Arbeit sie sich gemacht hätte. Paff! Außerdem wünscht sie sich jetzt eine neue Anziehpuppe zu Weihnachten, vom Weihnachtsmann und da kann ich dann gar nichts machen, so!

Sowas brauche ich ganz dringend schon am Morgen, damit ich richtig wach werde. Der kleine Teufel auf der linken Schulte wird immer größer und brüllt mir fast ins Ohr: Rabenmutter, Rabenmutter, nie hast Du Zeit für Dein Kind, den Kindergeburtstag hast Du erst nach zwei Monaten gefeiert, die Schaukel steht auch noch nicht im Garten, den Zauberstift für das neue Geheimtagebuch hast Du auch noch nicht besorgt...

Während der Engel rechts kleiner wird und leiser, der immer sagt: Alles ist gut, sie ist selbstständig, Du bist halt eine berufstätige Mutter, die Zeit, die Du mit ihr verbringst, verbringst Du nur mit ihr, der Kindergeburtstag wurde wegen Deiner Herzoperation verschoben...

Rabenmutterfeeling halt!

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