Nach langem hin und her haben wir uns entschlossen, dass JM sich nicht am Projekt JeKi beteiligen wird. Die Entscheidung ist nicht leicht gefallen, der Anreiz für einen solch überschaubaren Kostenbeitrag ein Instrument zu lernen ist hoch und mit Sicherheit auch extrem sinnvoll. Trotzdem macht es nur Sinn ein Instrument zu lernen, wenn man regelmäßig übt und genau hier haben wir das Problem. JM ist eher wie ich. Der Tag wird durchgezogen, man gönnt sich keine Pause. Wenn man wach ist, ist man wach und mit vollem Einsatz bei der Sache (bei welcher auch immer), da wird selten mal ein Gang zurück gefahren und sich ein paar ruhige Minuten gegönnt. Vielleicht nicht die beste Lebensweise, aber ich kann das auch nicht anders. Das führt in jedem Fall dazu, dass JM relativ viel Schlaf braucht. Später als 20 Uhr darf die Bettzeit in keinem Fall beginnen, besser noch um 19:30 Uhr, sonst funktioniert das morgendliche Aufstehen um 6:30 Uhr unter keinen Umständen. Da ist sie dann auch eher wie OJ, verträumt und ständig abgelenkt, was mich mitunter wirklich wahnsinnig macht. Frühstücken, Zähne putzen, Anziehen ziehen sich entsprechend, weil einem ständig etwas dazwischen kommt und sei es nur, einfach da zu stehen und in die Gegen zu träumen. Jedenfalls sind wir in der Regel nicht vor 17:30 Uhr zu hause, dann schauen wir gemeinsam die Hausaufgaben an, korrigieren, besprechen, üben Lesen. Gespielt wird auch noch gemeinsam oder sie zieht sich einfach in ihr Zimmer zurück und hört ein Hörspiel und malt dabei. Ein bisschen Abschalten nach einem zugegeben langen und vor allem lauten Tag. Abendessen mit Kartenspiel und Essensgesprächen, Bettfertigmachen, kurze Geschichte lesen, Schlafen.
Nur eine viertel Stunde am Tag, sagte die Musiklehrerin, müssten die Kinder üben, regelmäßig, am Wochenende auch gerne etwas länger. Das ist nicht viel, das ist machbar, ging es mir sofort durch den Kopf. Das Projekt hat sowieso meine volle Unterstützung, es ist klasse jedem Kind die Möglichkeit zu bieten ein Instrument zu erlernen und auch wichtig genau dieses Thema zu fördern. Und dann kam das große ABER. Donnerstags sind wir durch die Chorprobe erst um 18:30 Uhr zu hause, da bleibt außer kurz über die Hausaufgaben gucken und Abendessen für nichts mehr Zeit. Unter der Woche könnte man ansonsten mit Sicherheit auch noch eine Viertelstunde finden, in der JM üben könnte, aber wie zielführend wäre das. Dieses Wochenende hat deutlich gezeigt, dass ihr Pensum schon extrem hoch ist. Samstags ist neuerdings ebenfalls relativ früh die Nacht beendet, weil 1,5 Stunden Chorprobe anstehen. Wenn sie dann, wie letztes Wochenende auch noch von Samstag auf Sonntag bei den Großeltern übernachtet (wo sie natürlich nicht ausschläft) ist die ganze Woche eher lahm. Sie schleppt die verlorenen Schlafstunden mit sich herum, weil sie sie nicht aufholen kann. Am Samstagnachmittag war sie wirklich ausgepowert. Hat einen ganzen Nachmittag in ihrem Zimmer verbracht, mit Malen und Hörspielhören und wollte sich nicht mal mit Freundin Johanna zum spielen treffen. Das wurde auf Sonntag verschoben. Ich habe sie gelassen, sie brauchte deutlich Zeit für sich und das war auch okay. Der Chor macht ihr extrem viel Spaß, für Pfingsten ist der erste Auftritt geplant. Die Woche ist durch die lange Betreuung und die Chorproben für JM einfach voll. Ich habe das Gefühl, dass jede weitere Aktivität sie überfordern würde. Und schon meldet sich das schlechte Gewissen der berufstätigen Mutter… Mute ich ihr zuviel zu? Überfordere ich sie? Verbaue ich ihr die Chance auch noch ein Instrument zu lernen?
In die Betreuung geht sie gerne. Oft genug, wenn ich sie um 17 Uhr abhole, werde ich mit den Worten begrüßt "oh Mommy, warum kommst Du schon, wir haben gerade das und das gemacht.". Zum Chor geht sie gerne, sie singt gerne, die Stimmbildung einzeln und das Singen in der Gruppe machen ihr riesigen Spaß. Freudestrahlend hat sie erst gerade Frau N. vom bevorstehenden Auftritt an Pfingsten erzählt. All das ist nicht das Problem, aber es fehlt einfach Zeit. Und dann frage ich mich wieder, ob es wirklich besser wäre sie könnte noch mehr machen. Sie wird gerade erst sieben, sie hat noch Zeit (ein David Garrett wird sie vermutlich nicht werden), sie kann auch noch später ein Instrument lernen. Ist es nicht besser sich jetzt auf eine Sache zu konzentrieren und diese mit vollem Herzen und Einsatz zu machen, als viele nur ein bisschen? Schwer zu lösen, schwer zu entscheiden. Ich mag sie nicht überfordern und ich habe das Gefühl, dass ich das täte, würde ich jetzt noch mit dem Erlernen einen Instrumentes anfangen. Also verlasse ich mich doch lieber auf mein Gefühl, das hat in der Vergangenheit immer ganz gut geklappt, zumindest was JM anging...
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