Sonntag, 9. August 2009

Logische Konsequenz

Heikle Themen werden von JM beim Autofahren angesprochen, ausdiskutiert, gesagt, gebeichtet und gefragt. Das ist schon so, seit Dinge gibt, die ihr Unsicherheiten bereiten. Ich führe das darauf zurück, dass sie sich geschützter fühlt, dass der Blickkontakt fast ausschließlich über den Rückspiegel erfolgt und das es eine festgelegte körperliche Distanz gibt, die nicht überschritten werden kann. Kurz, das ist ihre Weise mit Dingen die sie wirklich bewegen und auf die sie alleine keine Antwort finden kann, umgeht und das ist auch völlig in Ordnung so. Ich habe mir mittlerweile angewöhnt, dass wir auch weiterhin im Auto sitzen bleiben, wenn ein Thema noch nicht zu Ende besprochen ist - zumindest wenn es die Zeit erlaubt - und wir schon am Zielort angelangt sind.

Seit neustem gibt es einen weiteren festen Gesprächsort. Das Abendessen - natürlich haben wir auch bislang beim Abendessen geredet - hat sich zur stillenden Quelle für Wissensdurst entwickelt. In der letzten Woche hatten wir zwei Biologieabende. Der erste ging um Zellteilung und die Entstehung des Lebens. Wie entsteht ein Mensch? Die abstrakten und trotzdem möglichst anschaulich und für eine sechsjährige halbwegs nachvollziehbaren Zellteilungserklärungen wurden schließlich mit
diesem Buch veranschaulicht. Wobei es bei Ihren Fragen ausschließlich darum ging wie ein Kind im Bauch wächst und wie es sich dort entwickelt. Wie genau es dorthin kommt war nicht Teil ihrer Frage und wird wohl zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal genauer analysiert werden müssen :-). Sie hat das Buch und seine Bilder verschlungen, sich selber - und das sehr gut - die Bilder erklärt und mit fast unstillbarem Wissensdurst Fragen gestellt. Das war nicht nur für JM ein äußerst interessanter Abend.

Am Tag danach kam dann die Frage, warum wir uns wehtun oder besser gesagt, warum wir wissen, dass wir uns wehtun, warum wir Schmerzen spüren. Leider habe ich zum Thema Nervensystem kein Buch zur Hand gehabt, aber auch hier hat sie so aufmerksam und gespannt zugehört und Fragen gestellt, dass es ein spannender medizinischer Abend war. Zum Abschluss wurden dann beide "Themenabende" mit der Frage, wer denn der erste Mensch war und woher der denn wohl kam verknüpft. Evolutionsentwicklung zwischen Salat und Butterbrot - wirklich und ausgesprochen spannend.

Am Samstag haben wir das Biologiefeld noch um ein weiteres erweitert: Religion. Auslöser war hier der Einschulungsgottesdienst und die Frage warum Mitkindergartenkind P. denn nicht am Einschulungsgottesdienst teilnehmen wird. Also gab es Erklärungen zum
Christentum, zu Martin Luther, zum Islam, Buddhismus, Judentum, Zeugen Jehovas… Erklärungen zur Taufe, warum schon Babys getauft werden können und warum sie nicht getauft ist. Warum beide Eltern aus der Kirche ausgetreten sind und an was sowohl Mommy als auch Daddy trotzdem glauben können. Erzählungen aus dem Religionsunterricht, von der Kommunion und Konfirmation. Sie findet das alles spannend, findet das Thema Religion und Kirche faszinierend und ist sich sicher, dass sie getauft werden möchte. Auch das sie evangelisch getauft werden möchte. Aber noch nicht jetzt, sie möchte erst mal Religionsunterricht in der Schule haben, damit sie noch mehr darüber lernen kann. Ja, das war auch unser Wunsch, eben genau dieser, dass SIE sich mit dem Thema beschäftigt, dass SIE sich entscheidet ob sie das möchte und WAS sie möchte. Es scheint aufzugehen, unsere Überlegung mit diesem Thema umzugehen, auch wenn das in der Familie teilweise zu Unverständnis geführt hat. Ja, genau DAS wollten wir und es wird ihre Entscheidung sein, wenn SIE sich mit dem Thema auseinander gesetzt hat.

Auf die Anmerkung, dass sie soviel fragen und wissen möchte und zu all den Themen auch noch ganz viel in der Schule lernen wird, kam die Antwort: Ja, aber dann weiß ich in der Schule schon ganz viel und viel mehr als die anderen.

Keine schlechte Überlegung, wenn man genauer darüber nachdenkt! Ich bin gespannt, welches Thema als nächstes kommt… Erdkunde würde gut passen!

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