Mannschaftstyrannen

Heute gab es einen Schnuppernachmittag in der Ganztagsbetreuung der Schule. JM war begeistert und hat direkt an der Kindersportförder AG teilgenommen, die in Kooperation mit diesem Sportverein stattfindet. Sie war jedenfalls begeistert, hat sich angeklammert, umgeklammert, abgeklammert, den Imbiss genossen, auf den Schulhof gespielt, alte Kindergartenfreunde wieder getroffen… und hatte einfach einen schönen Nachmittag.

Nur Frau JJ machte sich mal wieder im Nachgang so ihre Gedanken:

• AG heißt Arbeitsgemeinschaft
• die Kinder nehmen freiwillig an den AGs teil
  -> also kann man doch daraus schließen, dass Kinder, die in die Sport AG gehen, Spaß haben an Sport
• Schulsport besteht hauptsächlich aus Mannschaftssport
• Mannschaftssport fördert den Teamgeist
  -> das Ziel ist doch also, dass möglichst die Mannschaft gewinnen sollte, in der man selber ist und wenn nicht, ist das auch kein Weltuntergang meist macht es trotzdem Spaß und fordert den Kampfgeist heraus.

Ist das nur meine Interpretation, die auf meinen Erfahrungen beruht? Klar, es gab bei uns Sportarten (Basketball zum Beispiel), die fand ich total blöd und da habe ich auch keinen Freudentanz aufgeführt, wenn das mal wieder auf dem Programm stand. Und trotzdem irgendwie war es am Ende trotzdem toll, dass man zusammen etwas gemacht hat, sich bewegt und ausgepowert war. Im Unterschied zur Sport AG spreche ich außerdem vom "normalen" Schulsport, bei dem ich mir nicht ausgesucht habe, ob ich daran teilnehmen möchte.

Ein wenig war ich doch erschrocken über das, was ich gestern in der AG gesehen habe. Soviel unsportliches Verhalten hätte ich solch kleinen Menschen gar nicht zugetraut. Es begann bereits bei der Aufteilung von drei Mannschaften, dass sich ein Junge weigerte mitzumachen, weil er nicht bei "den Loosern" sein wollte. Auch die mehrmalige Aufforderung der Lehrerin hat ihn nicht dazu veranlasst doch mitzumachen, so dass er den Rest der Zeit schmollend auf der Bank an der Seite saß. In den folgenden Mannschaftsspielen wurden dem Gegner (mit dem man offensichtlich befreundet war) ganz offen Taktiken verraten, die das ganze Spiel sofort beendeten. Es wurden absichtlich kleinere Kinder ignoriert, die einzigen zwei größeren Jungen spielten sich dermaßen fies gegenüber den kleineren auf, dass auch sie einen Großteil auf der Bank verbringen mussten.

Deutschland deine Zukunft!

Die überaus engagierte und sehr konsequente Lehrerin erzählte mir im Anschluss, dass sie allen Eltern der Erstklässler raten, ihre Kinder nicht in dieser AG, sondern in der Sport AG an einem anderen Tag anzumelden, da das quasi die "Rabaukengruppe" wäre. Trotzdem bin ich zum einen irritiert, weil die Kinder freiwillig daran teilnehmen können und man also den Eindruck gewinnt, dass manche Kinder das tun, damit sie sich produzieren und rumstänkern können und zum anderen bin ich schockiert, was sich Kinder gegenüber Lehrern heute scheinbar rausnehmen, auch wenn sie dafür bestraft, ausgeschlossen werden und das auch sofort und kompromisslos geschieht. Wohlgemerkt, es handelt sich um eine Grundschule!

JM hat die Sport AG jedenfalls gefallen, das verraten der Taktiken hat sie glaube ich gar nicht so genau mitgekommen, denn sie hatte Spaß an den Spielen. Trotzdem hat sie mir hinter gesagt, dass sie die Lehrerin ziemlich streng fand, aber das sie das ja auch sein musste, weil manche Kinder, obwohl die schon mindestens in der dritten Klasse waren, sich so schlecht benommen haben. Zu ihr war die Lehrerin jedenfalls nett und sie möchte auch Sport machen :-)