Montag, 9. Februar 2009

Waldorfschule - Waldorfkindergarten - alles gar nicht so schlimm?

Ein Interwiew in Ausgabe 3/2008 der Eltern for Family erregt dann doch meine Aufmerksamkeit. Eigentlich lese ich selten Zeitschriften, aber diese gab es gestern beim Kids Markt in Kamen, wo ich mit JM den Nachmittag verbracht habe. Jetzt saß ich gerade am Esstisch, nachdem JM im Kindergarten ist und ich beim Arzt war (dicker Hals, dicker Kopf, dicke Nebenhöhlen, keine Stimme) und entspanne mich bei einer Tasse Kaffee und blättere diese Zeitschrift durch. Nebenbei bemerkt, dass es eine so alte Augabe ist, habe ich eben - als ich diesen Blogeintrag zu schreiben begann - erst festgestellt, man will ja schließlich richtig zitieren.

Unter der Überschrift "Interview - Welcher Kindergarten für mein Kind?" finden sich folgende Worte: "... Das pädagogische Konzept - anthroposophisch im Waldorfkindergarten, ... - spielt also keine so große Rolle?" Darauf gibt es folgende Antwort: "Die pädagogischen Ansätze werden in der Regel nicht als reine Lehre umgesetzt. Heute fließt aus allen pädagogischen Richtungen etwas in Kindergärten ein - das Beste wird übernommen, egal, woher es kommt und wer der Träger ist. Es gibt in städtischen und konfessinellen Kindergärten Erzieherinnen, die Montessorie-Fortbildungen machen oder Elemente aus der Waldorf-Erziehung gut finden und übernehmen. ..."

Für den Fall, dass dies in JM´s Kindergarten der Fall wäre, wäre sie übrigens die längste Zeit dort gewesen und dies gilt ebenso und in noch viel stärkerem Maße für die Schule, in die sie ab August gehen wird. Aber es geht noch besser weiter: "Am strengsten, in Sinne von konzepttreu,sind wohl die Waldorfkindergärten. Aber auch dort, das sagen anthroposophische Insider, sind nur etwas 40-50 Prozent der Erzieherinnen bereit und dafür ausgebildet, das weltanschauliche Konzept durchzuziehen." (!)

Das weltanschauliche Konzept durchziehen? 50-60 Prozent vermitteln dann bitte was? Sorry ihr Lieben, aber ich habe diese ganze Sekte 13 lange Jahre mitgemacht und auch wenn ich heute immer wieder höre, aus mir sei ja trotzdem etwas geworden (!) oder meine Persönlichkeit wäre heute nicht so, wie sie ist, wenn ich auf einer anderen Schule gewesen wäre... All dieses Rechtfertigen, dieses Schönreden, dieses Beschützen einer offensichtlichen Sekte, hängt mir sowas von zum Hals raus. Schicken Sie Ihr Kind doch ruhig in den Waldorfkindergarten, dort sind nur 40-50 Prozent der Erzieher bereit Ihr Kind nach Waldorfmaßstäben zu erziehen! HALLIO!!!

Ich habe mein Abitur an der Waldorfschule nicht geschafft und dies hing maßgeblich daran, dass ich zum einen einfach dieses Waldorfgedös nicht mehr ertragen konnte und zum anderen, dass ich mich mit einer Lehrererin angelegt habe, weil ich eine andere Meinung vertrat. Andere Meinungen waren schon immer schlecht, soviel zur Freiheit (!) in Waldorfschulen. Frei ist dort, wer die Meinung vertritt, die gewünscht wird.

Für den Fall, dass jemand es auch nur annähernd in Betracht zieht seine Kinder dort hinzuschicken. Ihr dürft mir gerne schreiben, ich erzähle sehr gerne aus 13 Jahren Schulerfahrung und da gibt es eine Menge zu erzählen, denn ich gehöre diesem Verein nicht mehr an und bin nicht mehr an das von Herrn Steiner geforderte "... Schweigen wir über alles das, was wir handhaben in der Schule. Halten wir uns an eine Art Schulgeheimnis. Reden wir nicht zu den Außenstehenden, außer zu unseren Eltern, die mit Fragen zu uns kommen (!) und da wiederum immer nur über die eigenen Kinder. dass nicht zu Geschwätz Veranlassung gegeben wird. ..." (Steiner: Konferenzen mit den Lehern der Freien Waldorfschule, Seite 73).

Ach ja und noch eines sei hier mal klargestellt. Es ist vollkommen egal ob es um Waldorfeinrichtungen in Hamburg, Bochum, Dortmund, Stuttgart oder sonst wo geht. NEIN, es ist nicht abhängig von der Schule und von den einzelnen Lehrern. Klar, diese sind unterschiedlich und haben bestimmt ihre ganz persönliche Färbung Kindern den Rassismus und Okkultismus von Rudolf Steiner näher zu bringen. Das will ich hier garnicht leugnen, aber wenn ich
diese Buch lese und das Gefühl habe, es würde von der Schule handeln auf der ich war. Und wenn ich in diesem Buch lese: "... Ich hatte immer gemeint, Fabeln und Atlantis, Edda und Stabreime seien deren (der Klassenlehrerin Anm. d. A.) Vorlieben gewesen. ..." So trifft das genauso auf mich zu. Genau dass hatte ich immer angenommen, wäre der Spleen meines Klassenlehrerers, nein, es gehört alles zum System und das System ist immer gleich.

Daher rate ich jedem sich zu informieren und zwar außerhalb des Anthroposophischen Dunstkreises, außerhalb der Christengemeinschaft, außerhalb dieser Sekte und sich gut zu überlegen, ob das wirklich etwas gutes ist, was meinem Kind antun sollte.


Ja, aus mir ist wohl etwas geworden, ich habe eine Ausbildung gemacht, mein Abitur auf der Abendschule nachgeholt (staatliche Schule), habe ein Studium immerhin begonnen und es dann wegen der nicht so ganz geplanten Ankunft meiner Tochter abgebrochen. Ich habe einen Job, eine Familie, ein Haus... alles was man so zum Leben braucht. Für kein Geld der Welt würde ich mein Kind diesem Einfluss aussetzen und wer soll denn wohl wissen, ob mein Leben völlig anders verlaufen wäre, wenn ich mit "normalen" Schuleinfluss aufgewachsen wäre, wenn ich schon viel früher gelernt hätte mit Enttäuschungen umzugehen und viel früher gelernt hätte, dass man etwas tun muss im Leben, wenn man etwas erreichen will. Mein Weg war sehr steinig und sehr hart und ist von Komplexen und Verstrickungen begleitet, die vielleicht anders auch anders verlaufen wären. Und auf den Umstand, dass ich meinen Namen "tanzen" kann, habe ich mir noch nie etwas eingebildet. Aber ich freue mich immer, wenn ich freundlich von netten Freunden daran erinnert werde, dass ich es kann. :-)

Meinen Eltern bin ich nicht böse über ihre Entscheidung, dass sie mich dort hingeschickt haben, sie wollten das Beste und etwas Besonderes für mich. Das wusste ich schon immer. Aber ich hätte mir mehr aufmerksames Hinschauen, mehr Objektivität gewünscht. Für Sie war die Schule immer richtig und immer das Beste, auch als ich längst zu zweifeln begonnen hatte.

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